Da ich Nachtschicht habe möchte ich gerne mal etwas schreiben, was mich längere
Zeit beschäftigt. Dabei geht es auch aktuell um mich und Navio, da viele denken wir
hätten das was wir früher gemacht haben hinter uns gelassen- dem ist nicht so.
Wir haben für uns eine neue Balance gefunden Horsemanship, Bodenarbeit, klassische Handarbeit
und die Reiterei zu vereinen.
So möchte ich es gerne ausdrücken =)
Und zwar geht es in diesem Thread nicht um körperliche Balance, sondern darum eine Balance
in den Dingen zu finden die man mit seinem Pferd unternimmt.
Ein ausgewogenes, sinnvolles Konzept das alle Bereiche abdeckt und das
Pferd dabei nicht überfordert.
(Bitte beachten das ich hier nur aus meinen Erfahrungen heraus schreibe)
1. Es fällt mir häufig auf das man schnell verurteilt wird, wenn man mit Knotenhalfter, Seilchen
und seinem Stecken mit seinem Pferd arbeitet. Man wird schnell abgestempelt als Freizeitreiter
der ab und zu am Boden rumgurkt und nicht viel Ahnung vom pferdegerechtem Reiten hat.
Jedoch finde ich das gerade dieser Schritt der Ausbildung sehr viel mehr geschätzt werde sollte,
denn hier beginnt eine ehrliche Beziehung zu seinem Pferd, die Grundbausteine werden gelegt,
auf denen man aufbaut und ohne die geht (für mich) eben einfach gar nichts!
2. Natürlich darf man aber auch nicht vergessen nicht nur am Boden zu spielen, denn ein Pferd muss
genauso lernen das Arbeit auch dazu gehört. Nur so bekommt man eine Ausgeglichenheit, den Willen
lernen und tun zu wollen. Konsequente Arbeit fördert Lernbereitschaft, Willen und Ausgeglichenheit.
Das ist bei uns Menschen nicht viel anders:
Haben wir eine Aufgabe die uns ausfüllt, im gesunden Maßen fordert und aus der wir lernen können
ist es für uns selbstverständlich "anzupacken" und mitzumachen.
Man darf sein Pferd also auch nicht nur "bespielen".
3. Gut, also möchte ich eine Basis- Bodenarbeit, Horsemanship usw.
Nebenbei legen wir aber auch Wert auf ein gesundes Arbeitsverhältniss zwischen Mensch und Pferd.
Das ist der erste Balanceakt den man zu meistern hat und das ist gar nicht so einfach, für mich war es
das schwerste auf meinem Weg mit Navio.
Gerade diese ersten Schritte können eine Menge zeit in Anspruch nehmen, denn sie müssen
gründlich sein, das ist alles auf dem wir später aufbauen.
4. Vom Boden möchte ich natürlich auch irgentwann auf den Pferderücken, denn die Bodenarbeit ist
zwar eine große Leidenschaft, aber Reiten ist eben Reiten.
-Grundvorraussetzungen sind für mich (!) das eine Beziehung besteht, alle Lektionen die von oben
begonnen werden erst durch Handarbeit erarbeitet wurden.
-Muskeln vorhanden sind (klar baut man die meisten Muskeln durch das Reiten selbst auf aber durch Handarbeit/
Longenarbeit kann eine gute Vorarbeit erfolgen)
-Das am Boden Takt gelehrt worden ist, ansonsten muss man gar nicht verlangen das ein Pferd das ohne
Reiter nicht im Takt läuft es mit Reiter schafft.
Stimmt das alles ist eine Grundlage für einen guten Start ins Reiterleben geschafft.
5. Horsemanship, Bodenarbeit, klassische Handarbeit, Muskelaufbau, Takt,... und jetzt geht
es ans Reiten.
Aber wie beginne ich, welche Ausrüstung passt zu mir, wie viel darf ich fordern?
Begonnen habe ich mit dem was mein Pferd am Boden kannte. Es soll vertraut sein, nicht viel
Neues. Nur das was man am Boden schon kann auf dem Pferderücken festigen- das schafft
für uns erste Sicherheit. Auch Unterstützung durch Stimme ist oftmals hilfreich.
Ziel eines jeden Reiters sollte sein sein Pferd so zu gymnastizieren, das es unser Gewicht
tragen kann. Wir möchten einen taktklaren Gang, eine aktive Hinterhand, einen gelösten
Rücken der locker mitschwingt, eine natürliche Aufrichtung die von hinten nach vorne erritten wird.
Und dafür brauchen wir klassische Dressurarbeit und wir brauchen den Anspruch dies auch erreichen
zu wollen, zur Gesundheit unserer Pferde(mit dem Ziel ehrliche Versammlung zu erreichen)
Als Reiter müssen wir viel leisten und somit ist auch guter Unterricht immer angebracht und nötig,
mal so nebenbei bemerkt!
Dabei ist es schon wichtig regelmäßig auf dem Pferderücken (auch verschiedener) zu sitzen,
um locker zu werden, gerade zu sitzen, die Hüfte stabil zu lassen, feinfühlig einwirken zu können egal
in welcher Situation....einfach um Reiten zu lernen.
Und es ist wichtig sich selbst kritisch zu sehen um weiterlernen zu können.
6. Bevor wir nun an Seitengänge wie Schulterherein, Traver, Traversale etc. gehen sollten wir unser
Pferd taktklar im Schritt und Trab reiten können mit Anfängen vom Galopp.
Viele Übergänge die über den Sitz erritten werden sind eine tolle Vorbereitung auf mehr Hinterhandaktivität.
Das kann schon einige Wochen o. Monate in Anspruch nehmen, in denen unser Pferd ganz einfach lernt
im Takt, losgelassen und schwungvoll zu laufen.
Nebenbei beschäftige ich mich mit der Handarbeit, ich bereite immer mehr die Seitengänge vor, arbeite auch
gerne mal am langen Zügel oder mit der Doppellonge.
Dies im Sattel umzusetzten verlangt nun schon einen guten Reiter, der weiß wie er sein Gewicht, seine Hilfen
einsetzt. Auch ist es hilfreich zu wissen wie es sich anfühlt wenn es richtig ist.
Aber das sind eh alles Sachen die mit einem Lehrer an der Seite erarbeitet werden sollten, es sei denn
man ist beruflich Pferdewirt, Trainerin und bereitet öfters mal junge Pferde ;-D
Was ich nun ganz vergessen habe zu erwähnen: Natur, Gelände und schöne Spaziergänge oder Ritte sind
unendlich wichtig für Reiter und Pferd...Entspannung pur =)
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich möchte damit verdeutlichen wie ich eine Balance zwischen vielen
Bereichen herstellen möchte und wie ich es für sinnvoll halte.
Ich wünsche mir einfach das sich nichts gegenseitig ausschließt!
Dabei gilt es auch sich selbst gegen Vorurteile zu schützen. Ich spiele mit Stolz mit meinem bunten Knotenhalfter und Stecken auf dem Platz herum, auch wenn ich dabei gerne belächelt werde. Ich arbeite für mich und mein Pferd, für keinen sonst. Ich weiß wofür es mir dient und wie schön eine ehrliche Beziehung ist.
Zudem schließt es ein gut gerittenes Pferd eben nicht aus.
Mein Ziel ist es viele Bereiche miteinander zu verbinden, ein klares Konzept zu haben.
So gewinnt man mit viel Verstand ein Pferd das freudig, leistungsbereit, tragfähig, gymnastiziert
und vom Wesen her klar ist.
Soviel zum Thema Balance finden, jeder hat eine andere und solange eine vorhanden ist sollte
man nichts verurteilen
Bin gespannt was ihr dazu meint und wie eure Pferd-Reiter-Balance aussieht!
(ganz schön lang geworden mein Beitrag
)
Mein Lehrer sagte mir einmal:
Es gibt nur zwei Arten zu Reiten: Gut oder schlecht.Es ist egal welches Outfit mein Pferd trägt, ob Western, Barock, English,...
ob ich mit Knotenhalfter oder auf blanker Kandare reiten.
Und ich finde darin steckt viel Wahrheit.
Liebe Grüße